Osteuropa hautnah

Am 28. September begann frühmorgens unsere mit Spannung erwartete Austauschreise in die Millionenstadt Budapest. Für viele bis dahin noch ein völlig fremder Ort!  Es ist klar, dass daher kaum jemand ein Auge auf der 14-stündigen Zugfahrt zugetan hat – Ausnahmen bestätigen aber auch hier die Regel! Schnell wurden die ersten Spiele herausgezogen, Proviant wanderte von Abteil zu Abteil und Filmvorlieben wurden einer unterschiedlichen Bewertung unterzogen! Langeweile konnte somit bei der guten Stimmung gar nicht aufkommen.  

Am Bahnhof Budapest-Nyugati wurden wir dann sehr gastfreundlich von unseren  Austauschschüler*innen mit einem ungarischen Schokoriegel empfangen, bevor wir uns dann in den Gastfamilien jeweils mit einem Abendessen stärken konnten.  

Für den nächsten Morgen stand der Besuch unserer Austauschschule Városmajori-Gimnázium an,  mit der das LMG seit mehr als drei Jahrzehnten eine enge Zusammenarbeit pflegt. Dabei haben wir schon eine Vielzahl von Unterschieden zu unserer Schule in Uetersen beobachten können. Das Gymnasium verfügt nämlich am Eingang über ein Sicherheitssystem; nur mit einem personalisierten Schlüssel kommt man durch die Sicherheitsschranke und die Fachbereiche sind im Gesamtgebäude deutlich voneinander getrennt. Später haben wir auch am Unterricht in verschiedenen Klassen teilgenommen. Dieser findet auffällig stark als Frontalunterricht statt und ein WiPo-Unterricht ist den Schüler/innen völlig fremd. 

Im Gespräch mit den Lehrerinnen haben wir auch erfahren, dass der Beruf als Lehrer in Ungarn gerade aktuell sehr belastend sein kann. Lehrer*innen werden aus unserer Sicht dort stark unterbezahlt (ca. 750 Euro Einstiegsgehalt!) und gerade junge Lehrer*innen sind auf Nebeneinkünfte angewiesen. Ein großes Lob gilt daher hier unseren betreuenden Lehrerinnen aus Budapest, welche ihren Job trotz dieser Umstände mit sehr viel Engagement, Hingabe und Empathie leben und uns gezeigt haben, dass ihnen die Bildung von Kindern sehr am Herzen liegt und Spaß bringt. 

Natürlich feiern auch die Kinder in Budapest und haben Spaß. Ein besonders schönes Beispiel ist dabei der sogenannte Storchenball an der Schule gewesen. Diesen kann man sich wie unsere Mottowoche in der Abizeit vorstellen.

Die Schüler verkleiden sich bunt gemischt und in den Pausen werden verschiedene Wettbewerbe bei lauter Musik durchgeführt. Diese ganze Woche wird dann mit einem feierlichen Storchenball beendet. Bei der ausgelassenen Stimmung konnte man mit den Partner*innen ins Gespräch kommen und neue Freundschaften auch innerhalb des Profils knüpfen. Die darauffolgenden Tage verliefen in einer schönen Mischung aus Kultur und Freizeit. Parlamentsbesuch, eine umfangreiche Stadtführung, der Gang durch ein riesiges Höhlensystem, ein Flipperautomatenmuseum zum Anfassen, Lasertag und der Escape Room sind nur einige wenige Höhepunkte einer sehr abwechslungsreichen Zeit.   

Die Wochenendplanung war unseren Gastfamilien überlassen. Viele waren in den dort sehr beliebten Thermalbädern, Museen, shoppen, haben ungarische Gerichte ausprobiert oder in den abgelegenen Ferienhäusern der Gastfamilien eine witzige Zeit verbracht. Auch ein spontaner Hochzeitsbesuch in Serbien sollte hier erwähnt werden! An unserem letzten Tag haben wir noch zusammen gefeiert, die Stadt besucht und die Koffer gepackt.

Wir haben uns in Budapest sehr willkommen gefühlt und die anfänglichen Unsicherheiten haben sich dort durch dir direkten Begegnungen komplett aufgelöst. Wir sind zudem als Klasse stärker zusammengewachsen, haben Freundschaften geknüpft und sehr gute Gespräche geführt. Die deutlich gewordenen Unterschiede, wie z.B. die lückenhafte Ausstattung von Krankenhäusern und die fehlenden Investitionen in Schulen haben uns jedoch eindringlich vor Augen geführt, dass nicht überall in Europa der gleiche Standard vorliegt. Als Klasse E.d wollen wir uns auch ganz herzlich bei Herrn Hauran Ciftci und Frau Lena Engelhorn für das Engagement, die ständige Bereitschaft und Empathie bedanken. Dankeschön auch dafür, dass Sie ständig die Ruhe bewahrt haben –  auch wenn nicht alles glatt lief! 

Budapest ist eine sehr schöne Stadt und die lange Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Euer WiPo-Profil (Klasse E.d)