Freitag, 29. Juni 2018, 4.55 Uhr – LMG: Pünktlich stehen wir (das Sprach-/Bioprofil des jetzigen Q1-Jahrgangs zusammen mit Frau Habermann und Herrn Brandt) noch halb schlaftrunken vor dem Bus. Vor uns liegen 16 Stunden Fahrt. Krakau - Polen, ein Ziel, das nicht bei Allen gleich für Begeisterung sorgte …
Nachdem die ersten Stunden eher schlafend verbracht worden sind, kommt langsam Fahrt in unseren Bus. Wir haben zwar keine Tische und keine Toilette, aber bei den zahlreichen und vorschriftsmäßig eingehalten dreißig-minütigen Pausen alle zwei Stunden wird auf die Toilette gegangen, sich mit weiterem Essen eingedeckt und Fitness an den teilweise für Fernfahrer an den Raststätten vorgesehenen Sportgeräten getrieben.
Kurz vor 9 Uhr dann der erste Anflug von Stau, der sich aber zum Glück sofort wieder auflöst und der einzige bleibt. Nach einem kurzen Abstecher in Berlin zum Fahrerwechsel und etlichen gehörten Liedern (vor allem Dopebwoy von Cartier), Stadt-Land-Fluss-Runden, „black stories“ und weiteren gespielten Spielen sowie teilweise gelesenen Buchseiten, geschauten Filmminuten, verschiedensten Sitzordnungen und den ersten gelernten polnischen Wörtern (das beherrscht nämlich keiner von uns) fahren wir über die polnische Grenze, die sich ruckartig durch einen schlechteren Straßenbelag bemerkbar macht. Dieser verbessert sich nach einer halben Stunde aber dann auch und wir können die schöne grüne polnische Hügellandschaft genießen.
Gegen 20.40 Uhr kommen wir dann (sogar in etwas weniger als 16 Stunden) am Studentenhotel „Żaczek” in Krakau an. Nach dem Beziehen unser Zwei-Bett-Zimmer empfängt uns zu unserer Begeisterung ein umfangreiches warmes Abendessen bestehend aus Salat, Suppe, Fleisch, Kartoffeln und Kuchen.
Einige, die noch nicht zu müde sind, machen sich nach dem Abendessen noch auf, um das erste bisschen vom Stadtkern Krakaus zu entdecken, der nur einige Gehminuten von unserem Hotel entfernt liegt. Andere schauen sich an den späteren Tagen Krakau bei Nacht an, das mit dem von Menschen gefüllten, leuchtenden Marktplatz fast an südländisches Flaire erinnert. Nur das Wetter ist eher extrem wechselhaft.
Nach dem Frühstück, welches zwar sehr lecker ist, aber - unser Umweltschüler-Herz erschütternd - leider teilweise von Plastikgeschirr und mit Plastikbesteck gegessen wird, erwartet uns eine Stadttour durch Krakaus Altstadt. Diese zeichnet sich vor allem durch viele hübsche alte Gebäude verschiedener architektonischer Epochen aus, die wir im Unterricht vorbereitend behandelt haben. Wir sehen die Wawel-Burg, den feuerspeienden Drachen, die Kathedrale und besteigen deren Glockenturm, wo wir alle die Aussicht über Krakau bestaunen und uns mit der linken Hand die Glocke berührend etwas wünschen können. Wir besichtigen die Marienkirche, sehen die Tuchhallen, den Marktplatz und den alten Rathausturm. Danach haben wir noch ein wenig Freizeit, um eigenständig in Kleingruppen die Stadt zu erkunden, bis wir wieder zum Hotel zurück müssen, um mit dem Bus nach Wieliczka zu fahren und das dortige mittelalterliche Salzbergwerk zu besichtigen.
In diesem steigen wir zuerst über Treppen 65 Meter in die Tiefe und befinden uns dann zwischenzeitlich, für uns Norddeutsche unvorstellbar, sogar in 125 Metern Tiefe, aber immer noch 125 Meter über dem Meeresspiegel. Vor allem die Kapelle „unter Tage“ und verschiedenste Salzstatuen beeindrucken hier sehr. Nach oben geht es dann aber wieder mit dem Fahrstuhl.
Am zweiten Tag folgt eine Führung durch das jüdische Viertel Kazimierz, wo wir den Unterschied zwischen orthodoxen und reformierten Synagogen kennenlernen, einige der sieben erhaltenen Synagogen besichtigen und auch hier wieder Freizeit genießen. Anschließend besuchen wir Schindlers Fabrik.
Den Weg vom Hotel zum jüdischen Viertel und zurück legen wir dann am Abend noch einmal zurück, um in einem jüdischen Viertel zu Abend zu essen, so dass die Fitnessuhren einiger Mitschüler am Ende des Tages 30.000 zurückgelegte Schritte anzeigen. Das waren das Essen und die mit Geige, Kontrabass und Akkordeon gespielte Musik aber auf jeden Fall Wert. Und auch als Fußgänger ist es in Krakau durch zahlreiche Zebrastreifen recht angenehm.
Nachdem wir am Tag davor schon ein wenig über die Geschichte der polnischen Juden gehört haben, geht es für uns am dritten Tag mit dem Bus nach Oświęcim zur Gedenkstätte der ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz I. und Auschwitz Birkenau. Wenn man an diesem Ort selbst steht und dort gestorbenen Menschen auf Bildern ins Gesicht sehen kann, sowie ihre Berge von Haaren und zurückgelassenen Privatgegenstände sehen kann, wird einem die Realität und Grausamkeit des Holocaust noch einmal ganz anders bewusst. Der Nachmittag steht uns frei zur Verfügung, so dass jeder seinen Gedanken nachgehen kann, um die unvergesslichen Eindrücke zu verarbeiten.
Am letzten Tag vor unserer Abreise besuchen wir noch die Bergstadt Zakopane. Dort kann man sehr schöne Holzarchitektur beobachten und einige von uns kaufen sich ein Stück des geräucherten Ziegenkäses, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Schließlich fahren wir mit einer an einem Seil gezogenen Bahn auf den Gubalowky Gipfel. Hier ist es sehr touristisch, aber das schmälert nicht den schönen Ausblick und einige von uns fahren sogar noch Sommerrodelbahn. Unser letzter Ausflugstag endet damit, dass wir uns eine Sommerskisprungschanze anschauen und Herr Brandt für uns alle ein Ticket für den Skilift kauft.
Zur Rückfahrt, die ebenfalls so kreativ wie die Hinfahrt gestaltet wird, geht es dann diesmal um 8 Uhr morgens. An den ersten deutschen Raststätten müssen wir uns dann erst einmal wieder daran gewöhnen nicht mehr alles von Złoty in Euro umzurechnen, um zu überlegen wie die Preise im Verhältnis zu deutschen sind. Sogar nach noch kürzerer Busfahrt als auf der Hinfahrt kommen wir schließlich alle mit so einigen Eindrücken und Erfahrungen mehr wieder am LMG an. Wir freuen uns wieder am LMG zu sein und dass wir aufgrund der langen Fahrt, am nächsten Tag erst zur dritten Stunde zum Unterricht kommen müssen. Wir bedanken uns herzlich bei Frau Habermann und Herrn Brandt dafür, dass sie für uns ihr Wochenende geopfert haben und uns von der Stadt Krakau überzeugt haben.
Jelis H. ; Q1.a