So ein Reinfall

Ein Hochsommer-Zelturlaub mit meiner Klasse zum Kanuclub? Tolle Idee, oder? Als ich sie präsentierte, brach erst mal großer Jubel aus. Erst mal sage ich, weil … nun ja … unter Umständen nicht alles so lief wie geplant. 

Doch fangen wir an: Nach einem langen Abend mit Musik und Essen gingen alle todmüde ins Bett. Auch ich musste rasch eingeschlafen sein. Plötzlich wurde ich von einem lauten Knall aufgeschreckt. Hatte da jemand geschossen? Wobei: Wer sollte denn geschossen haben? Ich wurde manchmal etwas ängstlich, weil ich als Lehrer alleine in einem Zelt schlafen musste. Ich versuchte weiterzuschlafen, aber nicht eine Minute später kam der nächste Knall. Ich streckte meinen Kopf aus dem Zelt und zog ihn sogleich wieder zurück, denn aus nun nicht mehr so heiterem Himmel fing es an zu schütten. Blitzschnell zog ich mich an, warf mir eine Jacke über und krabbelte aus dem Zelt. Die ersten Kinder hatten das Gewitter bemerkt und ich wies sie an die anderen zu holen. Schnell rannten wir zum Kanuclubhaus. 

Schon nach kurzer Zeit schlugen die ersten Blitze in die metallenen Zeltstangen ein. Die Umgebung war elektrisiert. Ich rief meine Schüler auf schneller zu laufen. Kurz danach fragte – wie hieß er noch? Anton. Ich konnte mir die Namen immer noch nicht merken: „Was ist denn mit unseren Sachen?“ – „Werden wir sehen“, gab ich zurück. Es war wie in einem Film. Fehlte nur noch, dass jemand hinfiel. Wenn man vom Teufel spricht, äh, denkt. Denn in diesem Moment passierte genau das. Würde diese Geschichte mal aufgeschrieben werden, wäre das der Höhepunkt. 

Ich rannte zu einem Mädchen, das unter einem Baum kauerte. Wie war der Spruch? Buchen sollst du weichen und Eichen sollst du suchen? Ich sah mir den Baum an. Es war eine Linde. Na toll! Trotzdem lief ich weiter zum Mädchen und rief ihr zu: „Komm her und lauf!“ – „Ich binde meine Schnürsenkel!“, rief sie zurück. „Dafür“, schrie ich jetzt schon, „ist jetzt keine Zeit!“ – „Das sagen Sie so leicht“, erwiderte sie, „gerade eben bin ich über sie gestolpert.“ Ich schlug mir die Hand an den Kopf. Zum Glück konnte ich sie überzeugen, denn im nächsten Augenblick schlug der Blitz in den Baum ein. Ich sah zurück. Der Zeltplatz war überschwemmt. Das Mädchen und ich liefen zum Kanuclubhaus. Wir mussten alle in den Kanus nächtigen. 

Es war die spannendste Nacht meines Lebens. Als wir am nächsten Morgen nach Hause fuhren, war nicht mehr viel von den Zelten übrig. Auch andere Sachen waren beschädigt. Aber irgendwie hatte es sich doch gelohnt …

Euer Jacob R. (Klasse 5)