Bella Italia

Am 27. September, zwei Tage vor Beginn der Herbstferien, schrieb mir jemand vom Pädagogischen Austauschdienst mit den Worten „wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie von Ihrem zugehörigen Kultusministerium für die Teilnahme am Familienaufenthalt in Trient vom 19. Oktober bis zum 1. November angenommen wurden“. Nachdem ich mich dann am letzten Schultag gerade noch für die zwei Wochen nach den Herbstferien entschuldigen konnte, stieg ich also am 19. Oktober um 6 Uhr morgens in einen ICE nach München, ebenso wie es ein Jahr vor mir schon ein anderer Schüler des LMGs machte. Ich kam in München an, traf auf über 40 andere Schüler meines Alters aus allen möglichen Bundesländern und dann ging es auch schon weiter mit dem Bus nach Trient, im Norden Italiens. Nach ein wenig Smalltalk fand ich dann auch schon recht schnell meine beiden besten Freunde für die nächsten zwei Wochen. Schnell merkte ich, dass mein Italienisch bei weitem nicht so gut war wie das der anderen. Meine Nervosität stieg ins fast Unermessliche. Ich hatte zwei Jahre den WPK-Kurs Italienisch gehabt, die anderen lernten die Sprache seit mindestens drei Jahren und hatten schon einige Sprachprüfungen absolviert. Grund dafür ist die geografische Lage. In Schleswig-Holstein ist es schon sehr ungewöhnlich, überhaupt die Chance zu haben, Italienisch zu lernen. In den südlicheren Bundesländern dagegen ist es allerdings Normalität. Bald kamen wir dann aber auch schon in Trient an und ich fand meine Gastfamilie sehr schnell. Meine 15-jährige und meine 12-jährige Gastschwester lernen beide Deutsch in der Schule und auch mein dortiger Papa konnte dadurch, dass er früher in Deutschland gearbeitet hatte, ein bisschen Deutsch. Nur meine Gastmama konnte nur Italienisch. Aber wie sich herausstellte, war das gar kein Problem. Italiener sind super offene, warmherzige und temperamentvolle Leute.

Klischees hinsichtlich des Charakters eines Italieners haben sich definitiv bewahrheitet. Ich glaube, man hätte mich nicht herzlicher in die Familie aufnehmen können, und das trotz anfänglicher Verständnisschwierigkeiten. Die nächsten zwei Wochen sind die vier mir unglaublich ans Herz gewachsen, wir haben uns alles Mögliche übersetzt, haben uns beim Lernen der jeweils anderen Sprache geholfen und hatten mit Hilfe von diversen Übersetzern sogar lange, intensive Diskussionen über Unterschiede zwischen Italien und Deutschland.

 

Auch in der Schule, die ich mit Francesca, der 15-jährigen Gastschwester, besuchte, wurde ich gut aufgenommen und fühlte mich wohl. Dem Unterricht, außer Deutsch und Englisch, konnte ich zwar kaum folgen, aber einmal in einem anderen Land zur Schule zu gehen war für mich sehr interessant. Außerdem habe ich so das unsrige System zu schätzen gelernt, aber das ist ein anderes Thema…

Natürlich waren auch Ausflüge mit den anderen Deutschen geplant. So fuhren wir nach Verona, sahen uns dort eine antike Arena und den Balkon aus „Romeo und Julia“ an, gingen zu einen Basketballspiel, gingen zu einer Ausbildungsstätte für Köche, wo ich das beste Essen meines Lebens serviert bekommen habe, sahen uns Trient an und gingen am letzten Abend alle noch einmal essen. Wir hatten unendlich viel Spaß und jeder hat neue Freunde gefunden.

Ein wenig Drama war natürlich aber auch dabei. In der letzten der beiden Wochen regnete es so stark, wie man das nicht einmal als Norddeutsche gewöhnt ist. Alle Ausflüge fielen buchstäblich ins Wasser, so dass uns nur noch Cappuccino und Latte Macchiato trinken blieb, und selbst unsere Rückreise am 1. November stand einen Tag lang auf der Kippe.

Am Tag vor unserer Abreise hörte es kurz auf zu regnen, so dass wir uns dann doch rechtzeitig um 8 Uhr morgens wieder Am Bus in Trient trafen, um wieder nach München zu fahren. Der Abschied von der Familie fiel nicht schwer, wir haben schon Pläne für ein Wiedersehen gemacht. Mittags in München musste ich mich aber auch von den anderen Deutschen verabschieden. Schlussendlich kam ich dann am Abend um 9 Uhr total erschöpft In Hamburg-Altona an und freute mich natürlich „riesig“ auf den nächsten Tag, denn nun war das Abenteuer vorbei und der Alltag stand wieder vor der Tür…

 

Clara S.; E1a